Sachverhalt:

 

Vorstellung des Sachstandes der N-A-Modellierung, Flussgebietsmodell, Hochwassermodellierung und Rückhaltemöglichkeiten durch Herrn Mario Pani von der Ingenieurgesellschaft Steenken & Breitenbach.

 

 


Bgm. Wolf-Pleßmann erteilt Herrn Pani das Wort. Sie weist darauf hin, dass Gemeinderäte gerne Fragen stellen können, Herr Pani aber auch bereit ist, eine separate Fragestunde für Bürger zu veranstalten und Beratungen durchzuführen.

 

Lt. Herr Pani ist das Hochwasserthema sehr aktuell und sehr ergreifend nach dem Ereignis im Sommer, vor allem im Ahrtal.

 

Für das Einzugsgebiet des Rüdenauer Baches, Winnegraben, Ohrenbachgraben und Osterntal wurden mit modernster Modellierungstechnik unter Einsatz von Drohnen verschiedene Untersuchungen gemacht und geschaut, welche Auswirkungen ein Wasser bezogen auf ein HQ100 hat, so Herr Pani.

 

Anhand einer Präsentation referiert er über die Situation im Bestand – Wassereinzugsgebiete und im Bestand selbst. Wichtig ist zu wissen, was könnte im Extremfall passieren und was ist zu tun.

 

Das Gesamtgebiet wurde als 3D-Modell in viele kleine Gebiete eingeteilt und unter Hinzuziehen der Wetterdienstdaten errechnet, wieviel Regen in 5 Minuten bis 72 Stunden fällt. Man kann die Flussgeschwindigkeit des Wassers je nach Jahreszeit, Geländebeschaffenheit oder Bebauung simulieren und Szenarien errechnen sowie Knotenpunkte feststellen. Die höchste Abflussmenge wurde am Bauhof mit 8,4 Kubikmetern pro Sekunde festgestellt. Weitere Knotenpunkte sind die Fa. Seyfried, Jägerspfad und Ortskern.

 

Aus den Modellierungen kann man ableiten, wie sich die Gemeinde individuell schützen kann, mit z. B. Evakuierungsplänen für Kindergärten oder Schulen, so Herr Pani. Die Erreichbarkeit der Feuerwehr muss gewährleistet sein. Wenn Neubauvorhaben anstehen, kann man die Hochwasserberechnungen berücksichtigen, auch wie sich ein Bauvorhaben auf das Nachbargrundstück auswirkt.

 

Das Thema Rückhaltung gab es in Rüdenau bereits zu Zeiten von Bgm. Käsmann mit Fragen, ob und was man unternehmen könne. Das Thema wurde nicht weiterverfolgt.

 

Bei den neuen Untersuchungen hat man geprüft, ob am Grüngutplatz und Sportplatz etwas Wasser zurückgehalten werden kann. Durch Wasserrückhaltung im Oberlauf des Winnegrabens kann z. B. ein 5-Jahres-Ereignis um 30% reduziert werden.

 

Lt. Herr Pani fördert der Freistaat lediglich HQ100-Hochwasserschutz, jedoch über das Amt f. ländl. Entwicklung können für Kleindämme Förderanträge gestellt werden. Ein Rückhalt muss nicht immer ein Rückhaltebecken sein, sondern es können auch ebene Wiesen- oder Ackerflächen sein, die eingetieft werden und in denen sich Regen kurzfristig sammelt.

 

Bgm. Wolf-Pleßmann bedankt sich bei Herrn Pani für den interessanten Vortrag und bittet um Fragestellungen aus dem Gremium.

 

GRin Mühling möchte wissen, welche kleineren Maßnahmen zum Schutz für die Gemeinde Rüdenau generell bzgl. den Verrohrungen innerorts möglich sind.

 

Mit Kleinmaßnahmen kann man schon sehr viel erreichen, antwortet Herr Pani. Hochwasserschutz ist eine Generationenaufgabe. Das Thema Verrohrungen im Ort ist schwierig, da diese oft historisch seien. Wenn Interesse besteht, könnte man den Bach an der Stelle öffnen und die Verrohrung zurücknehmen. Auch mit kleineren Furten als landwirtschaftliche Überfahrten kann man arbeiten. Eine Kommune hätte auch die Möglichkeit, mit Fördertöpfen stark betroffenen Bürgern zu helfen, z. B. mit druckdichten Kellerfenstern. Wichtiger Grundsatz ist auch, Gewässer freizuhalten, um möglichst wenig Treibgut zu haben, in dem man Bewuchs im Bereich der Verrohrung regelmäßen mäht, jedoch nicht zu stark kürzt. Der Einbau von Metallrechen als Raum-Rechen ist ebenfalls als Maßnahme geeignet, um Treibgut aus dem Wald zurückzuhalten.

 

Je breiter ein Gewässerlauf ist, umso besser ist dies für eine Hochwassersituation, da die Fließgeschwindigkeit langsamer ist und alles was oberhalb des Winnegrabens gebremst wird, ist vorteilhaft, antwortet Herr Pani auf Nachfragen von GRin Mülhling, ob es Sinn mache, den Bachlauf der Winne zu verbreitern.

 

GR Link fragt, ob im Winnetal nur der eine Damm berechnet wurde, da vom Schotterweg her Wasser immer rechts in die Kuhle einläuft und ob auch die beiden anderen Täler untersucht wurden.

 

Damals hatte man auch den Gedanken, dort einen Damm zu errichten, so Herr Pani. Jetzt wurden weitere Möglichkeiten betrachtet. Zunächst hat man sich aber nur auf den Hauptkorridor konzentriert. Für Dämme in Frage kommen noch 2 oder 3 weitere Stellen, die etwas höher liegen. Mit zwei Rückhaltebecken im Winnetal und freier Verrohrung hätte Rüdenau schon viel gewonnen. Man sollte verschiedene Maßnahmen koppeln und mit weniger Geld Schutzmaßnahmen ergreifen, die die Bürger alle 5 oder 10 Jahre spüren. Weitere Täler kann man berechnen.

 

Auf Nachfrage von GRin Mühling, ob Gemeinderäten die Präsentation in Papierform ausgehändigt werden könne, bejaht dies Herr Pani. Der Verwaltung ist die Präsentation im PDF-Format zugegangen.

 

Bgm. Wolf-Pleßmann wird der Präsentation eine weitere Folie beilegen, auf der die Zunahme der Starkregenereignisse in den letzten Jahren verzeichnet sind. Sie bedankt sich bei Herrn Pani und verabschiedet ihn.